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Forst

Der Forstbetrieb der Stadtgemeinde Kufstein befindet sich im Privateigentum der Stadtgemeinde Kufstein und ist somit der zweitgrößte, private Forstbetrieb Tirols.


Flächenübersicht:

Flächenart
Fläche
Ertragswald
1.298,2 ha
Schutzwald außer Ertrag
865,5 ha
Nichtholzboden (z.B. Forststraßen)
24,4 ha
Nichtwald (Gebäude, Wiesen, Almen, ...)
1.031,8 ha
Gesamt
3.129,9 ha


Der Forstbetrieb gliedert sich in drei Betriebsklassen, auch Nachhaltigkeitseinheiten genannt:

Betriebsklasse
Betriebsklassenname
BK I
Thierberg, Zellerberg
BK II
Stadtberg
BK III
Kaisertal



Aufgaben des städtischen Forstbetriebes


Im österreichischen Forstgesetz sind vier Leitfunktionen des Waldes festgeschrieben:

  • Nutzfunktion
  • Schutzfunktion
  • Wohlfahrtsfunktion
  • Erholungsfunktion

Die Erfüllung dieser vier Leitfunktionen, sowie die Umsetzung von naturschutzfachlichen Zielen ist die Hauptaufgabe des Forstbetriebes der Stadtgemeinde Kufstein. Konkret heißt dies …


  • … für die Nutzfunktion:

Es wird Holz geerntet und an heimische, holzverarbeitende Betriebe verkauft. Wir Menschen bedürfen durch unsere tägliche Lebensäußerung Güter. Diese Güter können zum Teil durch nachhaltige Forstwirtschaft bereitgestellt werden. Verzichtet man auf diese, können Papierverpackungen durch Kunststoffverpackungen, Brennholz durch Erdöl und Bauholz durch Stahl und Beton ersetzt werden. Dies würde aber unseren gemeinsamen Klima- und Umweltzielen entgegenstehen.

Diese Holznutzung muss nachhaltig geschehen. Dies ist für den Forstbetrieb der Stadtgemeinde Kufstein durch ein Operat – einen Waldwirtschaftsplan – und die lückenlose Erfassung von verkauftem Holz in der Walddatenbank des Landes Tirol sichergestellt. Nachhaltig Forstwirtschaft zu betreiben, heißt in erster Linie, dass der jährliche Holzeinschlag den Zuwachs nicht überschreitet. Der Holzeinschlag wurde im Jahre 2015 für den gesamten Betrieb neu berechnet. Dabei wurde der Gemeindewald in 1.260 Bestände unterteilt, welche hinsichtlich Wuchsdichte, Wuchshöhe und Alter vermessen wurden. Eine anschließende Bonitierung, bei der diese Wuchsgrößen mit wissenschaftlich vermessenen Musterbeständen verglichen wurden, ergab unter Berücksichtigung einer planerischen Vorsicht einen Hiebsatz (jährliche Holzeinschlagsmenge) von 5.640 Erntefestmeter pro Jahr.

In den Jahren 2015-2020 wurden jährlich zwischen 2.762,81 und 4.883,45 Erntefestmeter genutzt. Die Holzerntemenge lag also stets unter dem Hiebsatz als Nachhaltigkeitsgröße.


  • … für die Schutzfunktion:

Der Wald schützt uns vor Naturgefahren wie Hangrutschungen, Hochwässer, Lawinen, Steinschlag usw. indem er den Boden durchwurzelt und somit festigt, Abflussspitzen durch Pufferung und Verdunstung von Wasser mindert, Verfrachtung und Rutschung von Schnee verhindert sowie lose Steine hält und rollende Steine auffängt.

Damit der Wald seine Schutzfunktion gegen Naturgefahren erfüllen kann, bedarf es einer laufenden Verjüngung, um die Vitalität des Waldes sicher zu stellen. Zudem leben wir derzeit in einer Epoche klimatischer Veränderungen. Um mit dem veränderten Klima und dem damit einhergehenden Wettergeschehen zurecht zu kommen, muss der Wald umgebaut werden, in Richtung trockenheitsresistenter Baumarten, die in Mischung vorkommen sollen, um das Risiko zu streuen. Dazu muss bestehender Wald verjüngt werden, alte Bäume weichen einer neuen, resilienteren Generation.


  • … für die Wohlfahrtsfunktion:

Der Wald reinigt Luft und Wasser. Diese Leistungen sind in der Wohlfahrtsfunktion abgebildet. Um diese sicher zu stellen, bedarf es eines permanenten Bewuchses. Überließe man den Wald sich selbst, würde die Verjüngung überalterter Bestände im Gebirge, anders als in Tallagen, abrupt und großflächig, beispielsweise durch Windereignisse, von statten gehen. Solch großflächigen Störungen verschlechtern die Wasserqualität deutlich, weshalb der Quellforst kontinuierlich und kleinräumig verjüngt wird. Dies stellt unter anderem die Wasserversorgung Kufsteins in ihrer gewohnten Qualität sicher.

Die Wasserversorgung Kufsteins und somit von gut 20.000 Menschen geschieht über die Hofinger Quelle im Kaisertal und den Tiefbrunnen im Fürhölzl. Für die Qualität des Wassers aus der Hofinger Quelle ist die Bewirtschaftungsweise der gesamten Sonnseite des Kaisertales ausschlaggebend. Der Forstbetrieb der Stadtgemeinde Kufstein setzt auf seinen Flächen in diesem Bereich zahlreiche Maßnahmen um, um die Filterwirkung des Bodens positiv zu beeinflussen und Gefährdungspotentiale zu minimieren. Vorrangig wird der Wald so umgebaut, dass ein strukturreicher, stabiler Laub-/Nadelmischwald entsteht, da Böden unter Laubbäumen die beste Filterwirkung erzielen und Nadelbäume durch ihre große Oberfläche das Wasser wie Katalysatoren bereits reinigen, bevor es zu Boden fällt. Diese Zielsetzung ist auch im Leitbild für das Kaisertal  festgeschrieben.


  • … für die Erholungsfunktion:

Der Forstbetrieb der Stadtgemeinde Kufstein umfasst mit den beliebten Naherholungsgebieten Stadtberg, Thierberg und Zellerberg sowie dem majestätischen Kaisertal wunderbare Naturräume. Diese sind durchzogen von Wanderwegen und ausgewiesenen Mountainbikerouten am Stadtberg, durch die unsere schöne Gegend erlebbar wird. Von Feierabendrunde und Hund Ausführen bis hin zu Mehrtagestouren und schwierigsten Klettereien wird alles geboten.

Dieses Angebot will aber verantwortungsvoll genutzt werden. Zu viele Besucher und falsche Verhaltensmuster stehen den anderen Waldfunktionen entgegen und sind aus naturschutzfachlicher Sicht bedenklich. Das bestehende Angebot für Erholungssuchende und Touristen soll daher nicht ausgebaut, aber die Qualität laufend verbessert werden. Zudem sind Waldbesucher angehalten, ihre Aktivitäten nicht in die Morgen-, Abend- und Nachtstunden auszudehnen, um Wald und Waldbewohnern eine Verschnaufpause zu gönnen, auf offiziellen, markierten Wegen zu bleiben, ihre Hunde anzuleinen sowie im Wald nichts zurück zu lassen und nichts mitzunehmen.


  • … für die naturschutzfachlichen Ziele:

Der Wald ist Lebensraum. Diesen zu schützen und laufend aufzuwerten ist ein hochrangiges Ziel im städtischen Forstbetrieb.

Im Kaisertal gibt es zwei Naturwaldreservate mit 152 ha und 37 ha. Dort gibt es keine menschlichen Eingriffe in den Waldbestand, die Natur darf schalten und walten. Ein weiteres Naturwaldreservat mit knapp 200 ha ist in Planung.

Bei sämtlichen Tätigkeiten fließen naturschutzfachliche Ansätze ein. So wird die Waldbewirtschaftung insofern gestaltet, dass Mischwälder mit Totholzanteil entstehen. Diese Wälder sind nicht nur stabiler, sondern es laufen mehr natürliche Prozesse ab und ein vielfältiger Lebensraum entsteht, wodurch sehr viel mehr Arten einen Platz finden.

Auch konkrete Artenschutzprojekte, wie ein Auerwildprojekt sind im Entstehen. Das Auerwild ist ein großer Hühnervogel mit speziellen Anforderungen an seinen Lebensraum, welche durch rein gewinnorientierte Forstwirtschaft nicht erfüllt werden. Forst, Naturschutz, Jagd und Landwirtschaft arbeiten hier Hand in Hand.

Im Zuge der Sanierung der Schäden durch den Starkregen vom 17./18. Juli 2021 wurden Gerinnequerungen so ausgeführt, dass das Längskontinuum erhalten bleibt. Das heißt, dass das Bachbett in diesen Bereichen nicht unterbrochen wird, sondern kontinuierlich weitergeht. Dadurch bilden Forstwege für Wasserbewohner keine Barrieren, ihre Lebensräume werden nicht zerschnitten.

Bei der Bewirtschaftung seiner landwirtschaftlichen Flächen und Güter schaut der städtische Forstbetrieb auf Tierwohl und Naturschutz. Da die landwirtschaftlichen Flächen und Güter verpachtet sind, wird dies sichergestellt, indem Pächter gemäß diesen Vorgaben ausgesucht und Pachtverträge entsprechend gestaltet werden.



Karte Forstbetrieb Stadtgemeinde Kufstein

Leitbild Kaisertal