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Luzifers Garde - Perchten Pass Kufstein

Foto für Luzifers Garde - Perchten Pass Kufstein

Gründung der Perchtenpass:

Der Perchtenpass der „Luzifers Garde“ basiert auf der Idee vom Gründer, Benjamin Ellinger! Die ersten zwei Jahre bekleidete dieser das Amt des Obmannes. Aufgrund mehrjähriger Erfahrungen und dem Wunsch das heidnische Brauchtum des Perchtenlaufs weiter zu führen und weiter zu geben, lud Benjamin Ellinger, zur ersten Perchtenversammlung am 23.11.2005 ein. Heinrich Elbert, Christian Elbert und Christoph Drechsler folgten der Einladung und wurden Gründungsmitglieder. Bei der ersten Sitzung wurde klar, dass der Wunsch, in Kufstein einen eigenen Perchtenpass zu haben, sehr groß war. Es folgten weitere Sitzungen. Anfangs ging es primär um die Gestaltung, Aufbau und Struktur der Pass. Es stellten sich Fragen, z.B. welche Regeln gelten sollten, wie anfallende Kosten gedeckt werden und welche Örtlichkeiten, für die Vorbereitungen genützt werden. Eine wichtige Rolle spielte auch die Frage, der Vereinsgründung. Mit welchem Namen sollte sich der Pass in der Öffentlichkeit präsentieren? Sekundär ging es um Punkte wie z.B. die Materialbeschaffung in so kurzer Zeit, damit der Brauchtumsvertretung nach außen hin nichts mehr im Wege steht. Die Passmitglieder einigten sich auf die Vereinsgründung und die Namensentscheidung fiel auf „Luzifers Garde“. Wir meldeten uns als „Luzifers Garde – Perchten Verein Kufstein“ zur Pflege des Brauchtums, bei der Bezirkshauptmannschaft Kufstein an.

Wie kam es zu dem Namen “Luzifers Garde“?

Viele Beobachter fragten sich sicherlich, warum sich ein Brauchtumsverein, der einen langjährigen Brauchtum vertritt, einen Namen für ihren Pass wählt, der „Luzifer“ beinhaltet. Diese Frage ist auch berechtigt, wenn man bedenkt, dass aus dem katholischen Religionsunterricht Luzifer als Satan bzw. als böser Engel bekannt ist. Warum benennt sich dann ein Verein, der einen uralten friedlichen und fruchtbarkeitsorientierten Brauchtum vertritt, nach einer Figur die im katholischen weitgehend als Satan oder Bösewicht bekannt ist? Stimmt das denn so überhaupt?
Benjamin Ellinger, der Gründer des Brauchtumsvereins, erklärt dazu: „Da wir schon mehrmals gefragt wurden, wie wir auf die Idee kommen, unserer Pass einen Namen zu geben, der das Böse oder auch Satanische verkörpert bzw. versinnbildlicht, können wir immer nur betonen, dass das so nicht richtig ist! Vielmehr entspricht es den erwiesenen und wissenschaftlich unterlegten Tatsachen, dass der Name Luzifer aus dem lateinischen stammt. Luzifer war schon bei den Griechen und den Römern, aber auch bei den Heiden und Kelten, ein Engel oder eine göttliche Erscheinung, die den Völkern das Licht brachte! Mit Luzifer das Böse zu verbinden begann man erst etwa 300 n. Chr., als König Konstantin der Große den Katholizismus aus Kapitalgier einführte und das Christentum als amtierende Weltreligion erklärte. Man begann alles Heidnische zu verbieten und jeden einzelnen, der weiterhin an heidnischen Sitten und Gebräuchen festhielt, zu vernichten! Das war der Startschuss für die katholische Kirche. Alles, was nicht mit dem katholischen Glauben zu tun hatte, wurde nun als satanistisch bezeichnet und deren Anwender als Ketzer und Blasphemist auf dem Scheiterhaufen verbrannt! Unser Perchten Brauchtum, auch wenn in jedem Ort auf verschiedenste Weise nach uralten überlieferten Traditionen praktiziert, stützt sich also ursprünglich auf einen heidnisches Brauchtum! Es ist also nicht absurd, einer Gruppe oder Pass, die einen Brauchtum ausführt, der sich auf heidnische Mythen und Sitten stützt, einen solchen Namen zu geben. Luzifer, der bei den Heiden als das vergöttert wurde, was Licht, Frieden und Liebe bringt.“
Laut der freien Enzyklopedia „Wikipedia“ kommt Luzifer, oder Lucifer aus dem lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Lichtbringer“, zu lat. Lux = Licht und ferre = bringen. In der heidnischen und griechischen Mythologie wird Aurora, die Göttin der Morgenröte, als Luzifers Mutter genannt!
Also keineswegs eine Spur von Satanismus oder Verherrlichung des Bösen.

Welchem Brauchtum entspringt der Perchtenlauf?

Doch taucht hier immer wieder das Wort Brauchtum auf. Um was handelt es sich bei diesem Brauchtum eigentlich?
Um den Ursprung dieses Brauchtums zurück zu verfolgen muss man sehr weit zurück in der Geschichte gehen! Bis kurz nach Christi Tod! In diesem Zeitalter erlebte das Heidentum einen großen Aufschwung. Die Heiden waren dafür bekannt, dass sie sehr viele Götter verehrten. Sie waren aber auch dafür bekannt, dass sie das Weibliche immer in den Vordergrund stellten! Für die Heiden war alles Weibliche göttlich! So verehrte man auch einen Gott der Fruchtbarkeit. Dieser Gott nannte sich Baphomet. Baphomet war eine zweigeschlechtliche Gottheit, die unter anderem auch noch als Gott der Klugheit und Gott des Friedens bekannt war. Baphomet war eine Gestalt aus Mensch und Ziege, mit Hörnern und einem Pentagramm, auf der Stirn, deren Spitze nach oben zeigte. Die Gestalt des Baphomet versinnbildlicht durch die Hörner die Männlichkeit, also den Phallus und durch das Pentagramm, das mit der Spitze nach oben zeigt, das weibliche Geschlecht! Bei den Heiden bedeutete das Pentagramm keineswegs das Satanische, nein es war vielmehr ein Geschlechtssymbol. Das Pentagramm mit der Spitze nach oben symbolisierte die Weiblichkeit und mit der Spitze nach unten das Männliche Geschlecht. Baphometh war mit einem Ziegenfell bekleidet. Auf manchen Bildern ist Baphomet auch mit einer Rute zu sehen. All diese Dinge kennen wir auch aus dem Perchtenbrauchtum. Hörner, Ziegenfell und die Rute.
Kam es bei den Heiden zu einer Hochzeit, so hatte man für diesen Anlass ein bestimmtes Ritual. Dieses Ritual nannte sich „Hieros Gammos“, was übersetzt heilige Hochzeit heißt.
Bei diesem Ritual, bei dem die Frau als das göttliche verehrt wurde, stand der Fruchtbarkeitsgott Baphomet wieder im Mittelpunkt.
Alle geladenen Gäste, waren maskiert und bildeten betend einen Kreis rund um die Braut und den Bräutigam, die beide nackt waren. Die Braut saß auf dem, am Rücken liegenden Bräutigam, die so in dieser Stellung den Geschlechtsakt symbolisierten und darstellten. Die Gäste, die den Kreis rund um das frisch vermählte Brautpaar bildeten, beteten zu Baphomet, dass er alle bösen Geister vom Brautpaar abwenden und sie mit Fruchtbarkeit segnen möge.

Die Entwicklung des Perchtenlaufs:

Jahrhunderte später entstand dann auch die Sagengestalt Perchta, die in den Rauhnächten, vom 21.12. bis 6.1. umherzog und alle Sünder bestrafte und die Guten mit fruchtbaren Ernten belohnte! Aus dieser Sage entstand bald ein Brauchtum, den wir, aus dem Salzburger Raum stammenden, Teufel – bzw. Krampuslauf kennen. Anfangs war es noch Brauch, dass sich eine Frau in die Mitte des Kreises stellte und sich von einem maskierten Krampus mit der Rute, das Phallussymbol, einmal schlagen lies.
Das Perchtenbrauchtum, das hier im Tiroler Unterinntal ausgeübt wird, stützt sich auf die heidnischen Überlieferungen und ist in Tirol, am Angerberg Richtung Breitenbach, entstanden. Hier war es üblich, dass die ganze Nachbarschaft den Bauern geholfen hat, die Maisfelder zu mähen. Die Maiskolben mussten dann aus gebratscht werden. Bei dieser Arbeit ging es darum, dass man die Blätter (Flitschen oder Bratschen) von den Kolben ablöste! Bei dieser Tätigkeit kam einer von den Helfenden auf die Idee, sich die Blätter das Gewand zu nähen, wodurch dann bald das Bratschengewand entstand. Man begann die Bratschen zu Bündel zusammen zu binden und so auf Hose und Jacke aufzunähen! Mit Instrumente wurde jede Menge Lärm verursacht, der die bösen Geister vertreiben sollte. Es gibt Tanks, auf den man verschiedene Takte trommelt (tampert), dann gibt es noch Glocken und Hupen. Im Laufe der Zeit, hat sich das Brauchtum etwas modernisiert. So ist heute eine Hexe, die die Pass anführt und der Fellteufel (auch Läufer genannt), der die Pass begleitet, ein wichtiger Bestandteil.
Benjamin Ellinger erklärt den Brauchtum: „Jeder Percht, im Volksmund Bratschinger, spielt eine wichtige Rolle. So werden die Bratschinger eingeteilt in Tamperer und Glockinger. Die bilden den Kreis für den Hexentanz! Der Perchtenpass wird von einer Hexe angeführt, die sich während dem Tanz im Kreis befindet! Die Läufer teilen sich auf, einige befinden sich innerhalb des Kreises die anderen außerhalb. Ziel dieses Brauchtums ist es, dass die Läufer die bösen Geister aufspüren. Sie werden von den äußeren Läufern in die Mitte des Kreises, der von Bratschingern gebildet wird, getrieben. Sind sie einmal drinnen so werden sie von den Läufern, die sich im Kreis befinden, festgehalten. Die Aufgabe der Hexe ist es, die gefangenen Geister, in einem in der Mitte des Kreises befindlichen Kessel zu verbrennen.“
Weiters erklärt Ellinger: „Die Luzifers Garde hat es sich zum Ziel gesetzt, einen so bemerkenswerten und alten Brauchtum, das Frieden, Freude und Fruchtbarkeit vermittelt, weiter zu führen und weit über die Grenzen Tirols hinaus zu präsentieren. Das haben wir auch geschafft. Mit mehr als 20 Mitgliedern, das heißt neun Tamperer, zwei Glockinger, vier Läufer, eine Hexe und fünf Helfer, präsentiert und vertritt die Luzifers Garde den Brauchtum des Perchtenlaufs gemäß den uralten heidnischen Überlieferungen.“
Zu den bereits stattgefundenen Auftritten erklärt Benjamin Ellinger: „Wir sind Stolz auf unsere Auftritte außerhalb von Österreich, wie z.B. in Bayern, in Kiefersfelden im Gelände vom Wildwasserpark, wo wir jedes Jahr herzlich Willkommen sind. So gibt es auch jedes Jahr Auftritte in Wien und in Innsbruck, wo wir von einer renommierten Werbeagentur dazu eingeladen werden, in großen und teilweise europaweit bekannten Kaufhäusern, wie z.B. das SCS und das Q19 in Wien, unseren wunderschönen Brauchtum auch anderen, nicht damit vertrauten Menschen zu vermitteln.“
Zu den Anfängen und Entwicklung der Luzifers Garde erklärt der Gründer der Pass: „Es erfüllt mich mit Stolz, zu sehen was wir in der kurzen Zeit alles geschafft haben. Wenn ich bedenke, was wir im ersten Jahr alles gemacht haben um das Brauchtum vertreten zu können. Wir hatten keine Chance mehr, irgendein Material, also diese Bratschen, die wir für die Gewänder benötigen, zu bekommen. So haben wir einfach improvisiert und Gewänder aus Stroh genäht. Wir hatten zwar von den anderen Passen nur wenig Zustimmung erhalten, was uns aber nicht in unserem Vorhaben abgehalten hat, trotzdem weiter zu machen! Im Jahr 2007 präsentierten wir Stolz unsere neuen Gewänder, die mit den Bratschen genäht wurden. Mit Freude vernahmen wir auch von Anfang an, dass wir als eine der kinderfreundlichsten Pass auftreten! Es ist wichtig für uns, den Kindern die Angst vor unserem Auftreten zu nehmen. Gerne zeigen wir den kleinen Kindern unsere Gewänder und Masken, lassen sie sie berühren um sich damit vertraut zu machen, so dass sie irgendwann vielleicht sogar verstehen, das sie vor uns keine Angst zu haben brauchen.“
Weiters erklärt Ellinger: „Der Verein selbst besteht aus Mitglieder, die alle das gleiche Ziel verfolgen, nämlich jedes Jahr erneut diesen Brauchtum zu vertreten. Mit sehr viel Einsatz und Fleiß werden jedes Jahr die Gewänder hergerichtet, neue Takte und eine neue Show einstudiert. Dies alles ist nur möglich, weil alle Mitglieder sich bewusst sind, dass es nur gemeinsam möglich ist, darum ist auch der Zusammenhalt der Mitglieder sehr stark. Mit großer Freude arbeiten wir immer wieder ab August auf eine tolle Saison hin, stets mit dem Ziel vor Augen, diesen wunderschönen Brauchtum, zur Freude aller Zuschauer aufleben zu lassen.“


© by Ellinger Benjamin

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